
Das Bedürfnis nach Verletzlichkeit
Schon früh hab ich für mich erkannt, dass mein ganz persönliches Inneres, meine Eigenarten und sehr individuellen Gedanken und Gefühle, vorallem Sorgen und „Schambehaftetes“ zu teilen, wie ein heiliges Tor ist, dessen durchschreiten ich mich mutig stellen darf um überhaupt sinnvolle und für mich erfüllende Verbindungen im Außen zu erleben. Es gibt immer wieder Phasen des langen Vergessens in mir und dennoch komme ich irgendwann drauf, dass etwas fehlt, dass da Sehnsucht ganz schüchtern an die Tür klopft und mein ach-so-stabiles Gedankenleben mit Unzufriedenheit und Fantasien zum anzweifeln bringt. „Warum muss ich immer die Erste sein, die sich verletzlich zeigt und den ersten Schritt macht?“ kommt dann genervt hoch. Wie soll ich wissen, dass ich einer anderen Person vertrauen kann, wenn ich nicht das teilen kann, was mich blockiert und beschäftigt, was ich gerne anders hätte, als es ist?
Der Glaubenssatz, dass ich einfach dankbar sein sollte, weils mir ja eh so gut geht, hilft da nicht, da würd ich mich ja gar nicht mehr vorwärts bewegen. Es braucht nunmal den Kontrast des Ungewollten um in die Kraft der Eigenermächtigung und Gestaltung des eigenen Lebens zu kommen.